Im Vergleich zu Chiang Mai ist Nan ein fast unberührtes Trekkinggebiet. Das war auch der Grund für uns hierher zu fahren. Nong, unser Guide für die 2-tägige Dschungeltour, holte uns um 9 Uhr vom Guesthouse ab und wir fuhren eine knappe Stunde mit dem Jeep bis zum Startpunkt. Wir wanderten überwiegend durch Bambuswald. Früher standen hier Teakbäume, aber diese wurden leider alle abgeholzt. Heute werden aber auch die Bambuswälder abgeholzt um Ackerflächen z.B. für Mais zu schaffen. Nong hat uns viel darüber erzählt. Er ist in dieser Gegend aufgewachsen und blickt deshalb traurig in die Zukunft des Waldes. Oft musste er auch überlegen wo der Weg weitergeht, da es durch Rodung jedes mal anders aussieht als er es vorher kannte.
Es ging sehr steil bergauf und wieder bergab. Wir mussten uns durch den Wald “kämpfen”, aber Nong hat uns den Weg mit seinem Messer freigeschlagen. Im Dschungel gab es einiges zu entdecken: Spinnen, Termitenhügel, große Grashüpfer. Eine Schlange mit einem gelben Kopf haben wir auch gesehen, aber sie ist schnell geflüchtet.
Zum Mittag gab es Reis mit Hühnchen und Nong hat in einem frisch gefällten Bambusstamm im Lagerfeuer grünen Tee für uns gekocht. Die Becher hat er auch selbst aus Bambus geschnitzt. Unterwegs haben wir Maisbauern getroffen, die in der Hitze arbeiteten und die Maiskolben in kleinen Holzhütten auf den Bergen lagern. Nach 6h und 10km Marsch kamen wir dann an unserem Ziel an, im kleinen Dorf Huay Kam (übersetzt “Goldener Fluss”). Hier leben ungefähr 200 Menschen.
Wir hatten großes Glück und konnten hautnah am Leben der Einheimischen teilnehmen. Neben unserer Unterkunft (wir wohnten beim Bürgermeister des Dorfes) war gerade eine Männerrunde damit beschäftigt Essen zuzubereiten. Wir waren herzlichst willkommen ihnen Gesellschaft zu leisten und sollten uns wie zu Hause fühlen. Jetzt dürft ihr raten, was auf der Speisekarte stand … die Spezialität Maulwurf! Und wir durften live bei der Zubereitung dabei sein. Es waren 6 Männer, jeder hat eine Aufgabe übernommen: Einer stand an der Pfanne, einer hat Gemüse geschnitten, andere haben das Fleisch vorbereitet (näheres dazu folgt gleich) und einer weiterer war damit beschäftigt, den Reis-Whisky nachzuschenken. Ich glaube, sie haben fast 3 Flaschen sebstgebrannten Schnaps vernichtet.
Die Freunde hatten 5 Maulwürfe gefangen und schon auseinandergenommen. Dann haben sie zuerst die Haut und Innereien knusprig frittiert. Von der Haut habe ich nur ein kleines Stückchen probiert, es hat eigentlich ganz gut geschmeckt. Aber der Gedanke daran, Maulwurf zu essen hat mir dann doch nicht so gefallen. Seppel hat mehr gegessen, aber er hat auch einige Schnäpse mitgetrunken. Ich habe mich lieber an die frittierten Bananen und Kartoffeln gehalten. Die waren lecker. Aus den Maulwurfköpfen wurde eine Suppe gekocht. Die Körper mitsamt den Knochen wurden ganz klein gehackt. Dieses wurde dann mit verschiedenen Kräutern, Knoblauch u.a. vermischt und roh mit Klebreis gegessen.Dazu gab es noch Chilisoße, rohes Gemüse und Kräuter. In das Hackfleisch kam außerdem noch ein besonderes Gewürz, dass gegen Parasiten im rohen Fleisch wirken soll. Für Seppel haben sie aber extra eine Portion Maulwurf-Hack gebraten, da er es roh lieber nicht essen wollte. Es hat ihm gut geschmeckt. Der Bürgermeister wurde zum Festessen auch eingeladen. Maulwurf gibt es wohl nur einmal pro Monat. Nong meinte auch, dass Besucher so etwas sonst nicht miterleben. Zum einen weil sie nicht so aufgeschlossen sind, und zum anderen weil es das eben nicht so oft gibt.
Beim Spaziergang durch das Dorf haben wir auch noch ein paar andere Einwohner besucht. Nong ist einfach in jedes Haus hinein spaziert und hat sich umgeschaut. Das ist dort scheinbar nichts ungewöhnliches. Eine Frau war gerade dabei Bambusfasern zu flechten, woraus später Hüte hergestellt werden. Hier gab es für Seppel und Nong auch gleich den nächsten Reis-Whisky. Ich durfte dafür beim Flechten helfen. Vor einem anderen Haus saß ein älterer Mann und hat aus Bambusfasern Körbe geflechtet. Diese werden für umgerechnet 1,20 Euro verkauft.
Das Dorf ist noch sehr ursprünglich. Erst seit 2 Jahren gibt es hier Strom. Die Häuser sind überwiegend aus Holz gebaut und stehen auf hohen Stelzen. Beim Nachbarn des Bürgermeisters durften wir uns auch im Haus umschauen. Sie haben 2 Häuser: eines ist Küche und Aufenthaltsraum, in einem anderen Haus schlafen sie.
Das Bad des Bürgermeisters haben wir uns mit Fröschen und Fischen geteilt. Sie waren jeweils in Eimern in der Ecke versteckt. Sie gab es wahrscheinlich zum Mittagessen am nächsten Tag. Das “traditionelle” Bad ist ein kleiner, fast leerer Raum nur mit einem Hock-Klo ohne Spülung, daneben einem Wasserbehälter mit Schöpfer zum Spülen und um sich zu waschen. In einer Ecke ist im Boden ein Loch, wo dass Wasser abfließen kann. Das Bad beim Bürgermeister hatte sogar einen Duschschlauch. Die Schuhe werden grundsätzlich vor dem Betreten einer Wohnung, Gästehaus oder von Wats ausgezogen. Vor dem Bad standen ein Paar extra Schlappen die nur im Bad angezogen werden. In den bisherigen Unterkünften hatten wir aber immer die westlichen Sitztoiletten. Ausserdem gibt es in den Häusern einen Hauptraum mit Fernseher. Hier versammeln sich alle und man sitzt auf dem Boden, auch zum Essen.
Wir haben in einem Nebengebäude geschlafen (mehr oder weniger gut, denn die Matten auf dem Boden waren sehr hart und die Hähne haben fast die ganze Nacht gekräht). Zum Frühstück hat Nong uns Spiegeleier gebraten und nebenbei nochmal unsere auf dem Markt in Nan gekauften Heuschrecken frisch angeröstet. Danach ging es um 8 Uhr frisch gestärkt wieder steil bergauf und wir haben den Bewohnern noch ein letztes Mal zum Abschied gewunken. Es kommen nur sehr selten Touristen hier her, so war es für den Dorfbewohner auch eine kleine Abwechslung zu ihrem harten Arbeits-Alltag.
Auf dem Rückweg ging es dann die meiste Zeit an einem kleinen Fluß entlang bzw. immer wieder auch durch den Fluß. Zum Teil war er knietief. Dabei mussten wir auch ein “Schlangengebiet” durchqueren. Nong erzählte uns, das er hier im letzten Jahr eine Königs-Kobra gesehen hat. Diese Schlange ist ca. 3m lang und gilt als die größte Giftschlange der Welt. Dementsprechend hatte ich ein bisschen Angst im “Gefahrengebiet”, Nong und Seppel hätten die Schlange aber gerne gesehen. Sie leben aber sehr zurückgezogen und somit ist sie uns (zum Glück) auch nicht begegnet. Zwischendurch hat Nong noch zwei frische Fische für sein Abendbrot gefangen – “fretsch fitsch” wie er immer so schön gesagt hat ;-). Und wieder haben wir Spinnen (diesmal auch im Wasser) gesehen sowie Krebse und Eidechsen.
Zum Mittag haben wir einer Familie (Eltern und Sohn) auf dem Acker Gesellschaft geleistet. Sie haben ihre Kautschukbäume gesichert, da bald die Felder abgebrannt werden und somit die Bäume gefährden könnten. Wir durften von ihrem Essen kosten und sie haben sich über unsere gebratenen Heuschrecken gefreut. Nong hat vorher noch einen Bananenbaum gefällt, dessen weiches Innere wie Lauchzwiebel und Gurke schmeckt. Wir haben es zu unserem gebratenen Reis gegessen. Die Frau war ganz fasziniert von meiner Hautfarbe und streichelte mein Bein und meine Hand. Sie meinte es sieht so weiß aus wie Hühnerhaut. Ein schönes Kompliment…
Am Nachmittag kamen wir dann in einem anderen kleinen Dörfchen an und wurden von dort wieder nach Nan zu unserer Unterkunft gefahren. Ziemlich kaputt aber voller interessanter Eindrücke und vieler bleibender Erinnerungen wartete dort ein weiches Bett zum Ausruhen auf uns.