Unser Guide Yok “Monkey” holte uns am Morgen ab und wir fuhren mit dem Pick-up über staubige Pisten in Richtung Virachey-Nationalpark. Alle die hinten auf der Ladefläche saßen (Nicole durfte vorn im Auto sitzen) wurden mit dem rotbraunen Staub überzogen. Danach ging es mit dem Boot auf dem Fluß “Tonlé San” zu einem kleinen Dorf. Am Ufer waren Frauen damit beschäftigt Wäsche zu waschen und Kinder spielten im Wasser. Sie schauten uns ein bisschen skeptisch an. Wir gingen als erstes zum Wohnhaus unseres zweiten Begleiters “Well”. Es war ein Holzhaus auf Stelzen und ein paar Frauen und Kinder hielten sich im Schatten unterhalb des Hauses auf. Well war der Träger für unsere Tour und musste unseren Proviant und das Kochgeschirr tragen. Der Sack in dem alles verstaut war, sah ziemlich schwer aus und war mit einem Tuch als Tragegurte zu einem Rucksack umfunktioniert.
Wir bekamen jeder Wasserflaschen und eine Hängematte mit integriertem Moskitonetz, dann ging es los. Es war sehr heiß und wir liefen am Anfang über ausgetrocknete Reisfelder. Sehr viele Felder und auch ein Teil des Waldes waren abgebrannt. Monkey erklärte uns, dass die Landbewohner hier sehr arm sind und sich keine Düngemittel leisten können. Deshalb verbrennen sie die Felder um sie für die nächste Bepflanzung fruchtbarer zu machen. Oft passiert es, dass das Feuer dabei auf den angrenzenden Wald übergreift. Viele Teile des Waldbodens waren deshalb mit schwarzer Asche überzogen, an einigen Stellen qualmte es noch und die Luft war sehr stickig. Nach der Mittagspause gab uns Monkey eine kleine Lehrstunde in Sachen „Zielen und Treffen mit einer Steinschleuder“. Irgendwann wurde der Dschungel dann dichter und grüner. Monkey entdeckte an einem Baum große Ameisen, die er zwischen einigen Blättern etwas zerdrückte und uns zum Probieren gab. Ameisen schmecken ziemlich sauer…
Am späten Nachmittag erreichten wir endlich unser Camp. Es lag an einem Wasserfall und wir freuten uns schon während der ganzen Wanderung auf ein erfrischendes Bad darin. Leider war vom Wasserfall nicht mehr so viel übrig, aber man konnte trotzdem noch baden. Monkey und Well waren in der Zwischenzeit damit beschäftigt unser Abendessen im Bambusrohr zuzubereiten. Es gab ein typisches Khmer-Gericht, wirklich sehr sehr lecker. Zum Trinken gab es Reis-Whisky und Tee. Der Tee wurde aus dem Wasser vom Wasserfall gekocht. Unsere Schlaflager hatten wir zwischenzeitlich aufgebaut und so stand der Nacht unter freiem Himmel nichts mehr im Wege.
Wir Jungs (Cliff, Jan und ich) sind dann zusammen mit Monkey auf die Jagd gegangen. Bewaffnet mit unseren Stirnlampen machten wir uns im Dunkeln auf und streiften durch den Dschungel bis zu einem kleinen Bach. Dort suchten wir nach Fröschen. Monkey zeigte uns wie man die Frösche mit der Hand fängt. Danach mussten wir sie nur noch mit voller Kraft auf einen Felsen werfen. Anfangs fiel es uns noch ein wenig schwer die kleinen Frösche überhaupt zu entdecken, aber nach einer Weile hatten wir den Dreh raus und wir wussten dann auch wie man die glitschigen Tiere am besten fängt. Einige sind uns dennoch aus den Händen gerutscht.
Unsere Beute haben wir in einer aufgeschnittenen Plastikflasche gesammelt. Einer der Frösche war ganz schön hart im Nehmen. Wir nannten ihn “Rambo-Frosch”, weil wir ihn 3 mal gegen einen Felsen werfen mussten bevor er endlich Ruhe gab.
Monkey versuchte auch ein paar Fische mit einem riesigen Messer zu erbeuten. Es waren aber nur kleine Fische im Wasser, er hatte nicht wirklich viel Glück und musste sich deshalb mit einem Fisch zufrieden geben. Wir folgten dem Bach aufwärts bis wir wieder am Camp angekommen waren. Unsere Ausbeute konnte sich sehen lassen. Mindestens 25 Frösche haben wir erbeutet.
Monkey entdeckte dann auch noch Kröten. Da diese aber eine sehr giftige Haut haben (ähnlich stark wie das Gift einer Kobra) mussten diese zuerst gehäutet und gewaschen werden. Zum Nachtisch gab es dann also noch gegrillte Frösche und Kröten. An beiden ist zwar nicht viel dran aber sie schmeckten dennoch sehr lecker – ähnlich wie Hühnchen, “same same, but different“.
Noch vor dem Essen hatte Monkey 3 Rattenfallen aufgestellt. Jedesmal wenn er diese kontrollierte kam er enttäuscht zurück und meinte sie haben nur den Köder gefressen. Plötzlich kam er dann ganz stolz mit einer Ratte in der Hand an. Diese hatte er mit der Steinschleuder erlegt. Auch die Ratte wurde an einem Stock über dem Feuer gegrillt und hat recht gut geschmeckt.
Monkey´s Glaubensrichtung ist der Animismus, daher hat er auch dem Wald etwas von unserem Essen geopfert um sich zu bedanken.
Gegen 22 Uhr waren dann alle ziemlich müde und haben sich in ihre Hängematte gelegt. Nur Monkey und ich konnten noch nicht schlafen. Somit machten wir uns nochmal auf den Weg um in Richtung Wasserfall auf die Jagd zu gehen. Ich war immer wieder begeistert wie gut er die Frösche im Dunkeln sehen konnte. Manche erlegte er mit der Steinschleuder. Dabei zielte er einfach in einen dunklen Spalt und erwischte dann einen Frosch. Manchmal sollte ich kurz warten und er kam nach einer Minute mit mehreren Fröschen und Kröten zurück.
Er sagte mir, dass er das Jagen und Kochen von seinen Eltern gelernt hat. Er selbst wohnt mit seiner Frau und seinen 2 Kindern in einem kleinen Dorf in der Nähe des Kratersees. Für ihn bedeutete das Jagen nicht einfach nur Spaß. Vielmehr war es ihm eine Nahrungsgrundlage. Monkey meinte auch, dass es für sein Dorf gut wäre, wenn ein Fluss wie dieser in der Nähe wäre. Dann könnten alle öfter mal Fleisch essen. Fleisch ist für ihn sehr teuer und deshalb gibt es meist nur Reis und Gemüse.
Nach einer Stunde waren wir mit einigen Fröschen und Kröten wieder zurück im Camp und wir legten uns dann auch schlafen.
Nicole konnte nicht so gut schlafen. Irgendwann musste sie mal auf Toilette. Es hat sie aber ganz schön Überwindung gekostet, bis sie sich im Dunkeln raus in den Dschungel traute. Es ist schon etwas unheimlich, im Dunkeln im dichten Dschungel.
Ziemlich früh waren wir alle wieder wach und Monkey bereitete schon unser Frühstück zu: gebratene Nudeln mit Gemüse und dazu Kaffee. Ach ja, und es gab noch die Frösche und Kröten die ich mit Monkey erbeutet hatte. Diesmal gab es sie aber nicht gebraten, sondern gekocht.
Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Rückweg. Dabei probierten wir unterwegs immer wieder ein paar Früchte und Blätter. Manche Blätter waren recht bitter oder sauer, aber trotzdem nicht mal so schlecht. Monkey entdeckte auch noch eine grosse Spinne die er fing. In der nächsten Verschnaufpause grillte Well sie für uns und jeder probierte ein kleines Stück. Soviel ist ja auch nicht dran an so einer Spinne.
Nach 4 Stunden sind wir wieder im Dorf angekommen. Dort gönnten wir uns erstmal ein erfrischendes Bier aus dem Dorfladen und später erklärte uns Monkey einiges über das traditionelle Leben und die Kultur. Zum Beispiel muss ein Mann den Eltern seiner zukünftigen Frau zwei Hühner und eine Flasche Reiswhisky geben, damit er die Frau heiraten darf. Es ist wirklich eine sehr interessante Kultur und wir hätten sicherlich noch länger zuhören können. Unsere Tour führte uns dann aber noch zu dem Dorf-Friedhof. Dort erklärte uns Monkey die verschiedenen Rituale und meinte auch, dass wir jetzt nicht mehr ins Dorf zurück könnten, da wir sonst die bösen Geister ins Dorf bringen. Also machten wir uns mit dem Boot und danach mit dem Pick-up auf den Rückweg. Wir wurden auf der Ladefläche des Pick-ups wieder schön rot-braun. Wir legten einen kurzen Zwischenstopp ein um uns frische Kokosnüsse zu kaufen und dann ging es zum Abschluss an den Kratersee. Dort konnten wir uns alle erstmal von der dicken Staubschicht befreien. Ein tolles Dschungelabenteuer ging zu Ende und wir fielen ziemlich kaputt ins Bett.
Am nächsten Tag haben wir uns von der Dschungeltour ausgeruht und die nächsten Stationen unserer Reise geplant.