Kleiner Schweinsaffe

Endlich ging es mal wieder in die Wildnis, zum grössten Fluss des malaysischen Bundesstaates Sabah auf Borneo, dem Kinabatangan. Wir flogen von Kota Kinabalu nach Sandakan und wurden dort von einem Bus abgeholt, der uns in 4 Stunden in den Dschungel zum Kinabatangan brachte. Das letzte Stück war ziemlich holprig, aber wir kamen gut an. Im Tiefland bildet der Fluss ein etwa 4000 qkm großes Überschwemmungsgebiet, von dem ein Teil unter Naturschutz steht. In der Nature Lodge Kinabatangan, direkt am Fluss und im Naturschutzgebiet gelegen, verbrachten wir die nächsten Tage.
Da alles gut durchorganisiert und geplant war, fühlten wir uns das erste Mal auf unserer Reise ein bisschen wie im Pauschalurlaub in einer Reisegruppe. Die Busfahrt hatte leider etwas länger gedauert als geplant und deshalb waren wir mit dem Zeitplan auch schon etwas in Verzug. Also hiess es nur schnell Rucksäcke in unserem 4er-Zimmer abstellen und auf zum ersten Programmpunkt, einer Bootsfahrt auf dem Kinabatangan. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel hatten wir bestes Wetter für die erste Erkundungstour.
Laut WWF ist die Region eine von nur zwei bekannten auf der Welt, wo 10 verschiedene Primatenarten leben, z.B. Orang Utans, Nasenaffen, Borneo-Gibbons und Makaken. Alle diese Tierarten findet man ausschliesslich auf der Insel Borneo. Ausserdem leben hier auch die Borneo-Zwergelefanten. Wir waren sehr gespannt, welche der Tiere wir wohl sehen werden.
Wir fuhren mit dem Boot flussaufwärts und beobachteten gespannt das Ufer auf der Suche nach Tieren. Das war gar nicht so einfach im dichten Grün des Regenwaldes. Zuerst sahen wir ein paar Nashornvögel am Himmel und dann am Ufer in den Bäumen ein paar Affen, es waren Makaken. Wir fuhren noch ein Stückchen weiter und dann entdeckten wir eine Horde Nasenaffen, die wahrscheinlich gerade ihr Abendbrot in den Baumwipfeln verdrückten. Ein paar Nasenaffen hatten wir ja vorher im Bako Nationalpark schon gesehen, aber hier konnten wir sie aus der Nähe beobachten und es waren richtig viele. Das war schon ein tolles Erlebnis. Unser Guide entdeckte dann auch noch eine Schlange, die wir ohne ihn nie gesehen hätten, da sie gut versteckt war. Als wir zurück zur Lodge fuhren ging die Sonne schon langsam unter. Das Abendbrot wartete auch schon auf uns.
Frisch gestärkt machten wir uns abends auf in den Dschungel. Bewaffnet mit Stirnlampen und Gummistiefeln gingen wir im Dunklen auf die Suche nach nachtaktiven Tieren. Wie sich schnell herausstellte waren die ausgeliehenen Gummistiefel eine sehr gute Investition, denn der Weg war sehr matschig. Manchmal steckten wir sogar bis zu den Waden im Schlamm. Leider war in unserer Gruppe eine Familie, die nicht wusste wie man sich beim Tiere beobachten zu verhalten hat, nämlich still und leise. Sie stapften laut erzählend und kichernd durch den Dschungel was natürlich nicht gerade hilfreich bei der Suche nach scheuen Tieren in der Dunkelheit war.
Aber wir hatten Glück, konnten uns einen kleinen Vorsprung erarbeiten und haben dadurch eine Malaiische Zibetkatze auf einem Baum entdeckt. Die Frau der Familie war übrigens zwischenzeitlich ausgerutscht und lag rückwärts in einer Matschpfütze. Als sie dann auch die Zibetkatze sehen wollten, hatte sie wegen des Lärms schon längst die Flucht ergriffen. Auf der Nachtwanderung haben wir ausserdem noch einige kleine Insekten und einen schlafenden Eisvogel, den sogenannten Dschungelfischer, gesehen. Müde fielen wir danach in unser Doppelstockbett.

Am nächsten Morgen mussten wir schon um 5:30 Uhr aufstehen, da für 6:00 Uhr die “Morgen-Bootsfahrt” auf dem Plan stand. Gemäss der Programmbeschreibung sollten wir eigentlich zu den Rufen der Gibbons und Vögel aufwachen, aber unser Ventilator war so laut, dass diese leider nicht zu hören waren. Noch vor Sonnenaufgang fuhren wir mit dem Boot wieder den Fluss entlang und hofften, dieses Mal vielleicht Orang Utans oder sogar Elefanten sehen zu können. Unser Guide erzählte uns aber, dass die Elefanten gerade ziemlich weit weg von unserer Lodge sind und so schwanden leider unsere Hoffnungen, diese tollen Tiere live zu sehen. Wir konnten aber das erste Mal Krokodile in freier Wildbahn sehen. Es ist ziemlich schwierig sie zu entdecken, da sie sehr gut getarnt sind und wie im Wasser treibendes Holz aussehen.
Uns war aufgefallen, dass der Fluss an einigen Stellen mit einer grünen öligen Schicht überzogen war. Arshad, unser Guide, erklärte uns, dass das von den Palmölplantagen kommt, welche sich in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet befinden. Es wird hier leider immer noch sehr viel Regenwald abgeholzt um Palmölplantagen zu bauen. Dadurch werden die Tiere immer mehr aus ihrem natürlichen Lebensraum verdrängt und ziehen sich in Richtung Fluss zurück. Einige Arten sind deshalb schon vom Aussterben bedroht.
Nun brauchten wir aber erstmal ein gutes Frühstück und wie es bei einem gut organisierten Programm nun mal so ist, stand schon alles nach der Rückkehr von der Bootsfahrt bereit. Satt und zufrieden zogen wir dann wieder unsere Gummistiefel an und machten uns zusammen mit unserem Guide, Debbie und Yves aus Belgien, Diana aus Deutschland und Emma aus England auf den Weg durch den Dschungel zu einem nahegelegenen See. Es ging wieder durch riesige Matschpfützen und man musste ganz schön aufpassen, nicht auszurutschen oder steckenzubleiben. Aber es war sehr lustig und am See hatten wir dann ein bisschen Zeit zum relaxen bevor es wieder auf den Rückweg ging. Nach 3 Stunden kamen wir wieder in der Lodge an und Ihr dürft raten, was dort schon auf uns wartete… richtig, das Mittagessen! Anschliessend hatten wir frei bis zum Nachmittag und dann ging es auf die nächste Bootsfahrt. Dieses Mal sahen wir wieder eine riesige Horde Nasenaffen in den Bäumen am Ufer. Auch ein grosses Männchen war dabei und eine Mutter mit Kind. Unser Guide erzählte uns, dass die Affen beim Sprung von einem Ast zum nächsten manchmal abstürzen, da die Äste abbrechen. Einige von ihnen überleben den Absturz aus den riesigen Höhen nicht oder sind schwer verletzt.
Nach dem Abendessen machten wir wieder eine Nachtwanderung. Zum Glück war die laute Familie vom letzten Tag nicht mehr dabei. Somit konnten wir in aller Ruhe durch den Dschungel streifen und nach Tieren Ausschau halten. Ausser den schlafenden Eisvogel vom Vortag, sahen wir auch nochmal eine Zibetkatze, ein paar Insekten und verschiedene Vögel. Zum Abschluss des Tages gönnten wir uns zusammen mit Debbie und Yves noch ein kühles Bierchen und dann ging’s ab ins Bett.

Der letzte Tag am Kinabatangan Fluss begann wie der Tag zuvor. Mit einer sehr frühen Bootsfahrt ging es dem Sonnenaufgang entgegen. Wir waren immer noch auf der Suche nach Orang Utans und Elefanten, aber leider konnten wir sie wieder nicht entdecken. Wir sahen aber wieder ein paar Krokodile und diesmal war sogar ein ziemlich grosses dabei. Auch Nashornvögel, Greifvögel, Warane und viele Affen konnten wir beobachten. Schade, dass es mit den Elefanten und Orang Utans nicht geklappt hat, aber so ist es eben in der Natur. Uns hat die Zeit am Fluss trotzdem sehr gut gefallen und wir hatten ein paar schöne Tage im Dschungel.
Nach dem Frühstück hiess es dann leider auch wieder Abschied nehmen. Ein Boot brachte uns zur anderen Seite des Flusses, wo wir mit Debbie, Yves und Diana in den Bus nach Semporna stiegen…