Typisches Südseebild

Von Christchurch flogen wir über Auckland in die Südsee, nach Samoa. Samoa besteht aus mehreren Inseln, die 2 größten sind Upolu und Savaii. Wir landeten in Apia (auf Upolu), mit 40.000 Einwohnern die größte Stadt und auch gleichzeitig Hauptstadt Samoas. Als wir aus dem klimatisierten Flugzeug stiegen wehte uns gleich die feucht-warme Luft um die Nase. Diese hohe Luftfeuchtigkeit waren wir gar nicht mehr gewöhnt. Am Flughafen wurden wir mit typischen Südseeklängen empfangen, eine Band spielte live neben dem Gepäckband. Ein Shuttle brachte uns vom Flughafen ins eine Stunde entfernte Anivas Gästehaus. Hier verbrachten wir die nächsten zwei Tage und schauten uns natürlich auch Apia an. Apia ist aber nicht besonders schön und das Südseefeeling stellte sich deshalb bei uns noch nicht ein.
Am Sonntag fuhren wir weiter auf die Nachbarinsel, nach Savaii. Eigentlich wollten wir einen Bus bis zur Fähre nehmen, aber der war entweder schon weg oder es fuhr gar keiner. Sonntag ist nämlich Ruhetag für die Samoaner und alle Geschäfte bleiben geschlossen. Die Mehrheit der Samoaner sind Christen und geht Sonntagvormittag in ihrer besten Kleidung in die Kirche. Es gibt unzählige Kirchen auf Samoa. Als wir im Taxi zur Fähre saßen, sahen wir die vielen Leute auf dem Weg in die Kirche, die meisten ganz in Weiß gekleidet. Das traditionelle Kleidungsstück ist der Lava Lava, ein großes viereckiges Stück Stoff, dass wie ein Rock um die Taille gebunden wird. Sowohl Frauen als auch Männer tragen die Lava Lavas. Sogar Polizisten tragen auf Samoa einen Rock 🙂
Über eine Stunde brauchte die Fähre von Upolu nach Savaii und dann ging es für uns noch mit dem Bus weiter bis nach Manase. Die Busse auf Samoa sind alle bunt bemalt und immer überfüllt. Oft sitzen die Leute auch auf dem Schoß der anderen Fahrgäste oder einfach im Gang. Wir konnten noch einen Sitzplatz auf den harten Holzbänken ergattern und fuhren bei lauter Musik im Südseestyle 1,5h bis wir bei Regina’s Beach Fales ankamen. Wir hatten ein Beach Fale direkt am Strand. Fales sind einfache offene Holzhütten mit Vorhängen aus geflochtenen Palmblättern. Es sind die traditionellen Häuser der Samoaner.
Lina, die Tochter der Inhaber, brachte uns zur Begrüßung frische Kokosnuß und Ananas. Dazu der Blick auf das Meer der Südsee direkt vor unserer Nase… was will man mehr? Nach einer Abkühlung im Meer wurde unser Abendessen aufgetafelt. Es gab typische samoanische Speisen wie Brotfrucht (schmeckt ähnlich wie Kartoffel), Taroblätter (wie Spinat) gefüllt mit Kokosnusscreme und im Ofen gegart, Schwein aus dem Uomo (der traditionelle Ofen aus heißen Steinen) und frisch gefangener Fisch. Es hat sehr lecker geschmeckt.
Die Wellen in der Nacht waren ziemlich laut, so dass wir leider nicht so gut schlafen konnten. Zum Frühstück am nächsten Morgen gab es frische Früchte aus dem Garten: Papaya, Guave, Kokosnuß, Bananen…
Im Wasser, ziemlich nah am Strand, kann man Schildkröten beobachten. Sie fressen dort Seegras und man sieht sie immer wieder, wenn sie auftauchen und ihren Kopf aus dem Wasser strecken um Luft zu holen. An unserem Ankunftsabend wurde ein Fischernetz im Wasser ausgelegt, doch leider ist auch eine Schildkröte ins Netz gegangen. Die Fischer haben sie zum Glück befreit und sie auf die Wiese gelegt um sie uns zu zeigen. Seppel hat die Schildkröte aber gleich wieder ins Wasser zurückgebracht. An diesem Vormittag wollte uns Lina zurück Richtung Fähre mitnehmen, da wir uns dort in der Nähe ein Auto ausleihen wollten. Wir warteten am Strand auf sie und sahen, wie sich wieder eine Schildkröte im Netz verfangen hatte. Frankie, Lina´s 13-jähriger Neffe, der seine Ferien hier verbrachte und gerade Langeweile hatte, sprang sofort ins Wasser um die Schildkröte zu retten. Sie hatte sich aber leider schon so sehr verfangen, dass er sie nicht alleine aus dem Netz bekam. Seppel eilte ihm deshalb zur Hilfe und zusammen schafften sie es, die noch junge Schildkröte aus dem Netz zu befreien.
Am Nachmittag holten wir unser Mietauto ab und starteten die Erkundung von Savaii. Bei der Autovermietung haben wir die erste Fafafine gesehen. Fafafine sind Männer, die gern Frauen sein wollen, sich deshalb wie Frauen kleiden, sich schminken und sich weiblich benehmen. Obwohl Samoa sehr katholisch ist, sind Fafafine hier von der Gesellschaft akzeptiert. Es war für uns aber schon etwas seltsam eine “Frau” mit Dreitagesbart zu sehen.
Da die Insel nicht so groß ist, kann man sie locker in zwei Tagen umfahren und sich alle Sehenswürdigkeiten in Ruhe anschauen. Wir stoppten als erstes am Afu Aau Wasserfall und danach fuhren wir am Mu Pagoa Wasserfall vorbei. Leider haben wir den Weg zum Mu Pagoa Wasserfall nicht gefunden, aber auch von einer kleinen Brücke hatten wir einen guten Blick von oben auf den Wasserfall und den Fluß, in dem Kühe und Menschen badeten. Das besondere am Mu Pagoa Wasserfall ist, dass er direkt ins Meer fällt. Überall haben uns die Einheimischen zugewunken und ganz freundlich begrüßt. Auch wir fuhren eigentlich die ganze Zeit winkend herum. Stellt euch das mal in Deutschland vor… die Leute würden denken, wir sind nicht ganz normal 😉
Als nächstes kamen wir zu den Alofaaga Blowholes. Hier sprühte das Meerwasser durch Felsspalten bis zu 30m in die Höhe. Eine freundliche Samoanerin hat zusammen mit Seppel Kokosnussschalen in die Löcher geworfen, die dann durch den Druck der Wellen hoch in die Luft geschleudert wurden. Vorher hat sie aber die Wellen beschwört, damit sie auch extra groß sind und Seppel besonders nass wird. Das war ganz witzig anzuschauen. Am späten Nachmittag kamen wir am Satuiatua Beach Resort an und mieteten uns dort für eine Nacht ein Fale am Strand. Nach dem Frühstück am nächsten Tag gingen wir eine Runde schnorcheln und setzten dann unsere Inselerkundung fort. Durch Palmenwälder und Dschungel fuhren wir an der Küste entlang vorbei an kleinen Dörfern und schönen, einsamen Stränden. Unser nächstes Ziel war der Mount Matavanu Krater. Wir hatten uns extra einen Allradwagen gemietet, da man mit einem normalen Auto nicht bis hoch zum Krater fahren kann. Zuerst führte die Straße durch ein Dorf, dann ging es über eine Art Feldweg durch weitläufige Gärten, vorbei an Kühen, über Geröll und Steinpisten bis zur Hütte des so genannten Kratermannes “Da Craterman”. Wir brauchten 4 Anläufe um die Hütte zu erreichen, da dass letzte Stück Weg durch den Regen der letzten Tage ganz schön rutschig war. Aber letztendlich schafften wir es dann doch. Der Kratermann lebt hier mit seinem Hund ca. 2h Fußmarsch vom Dorf entfernt allein zwischen Plantagen und Gärten. Da sich nicht so oft Touristen hierher verirren (die letzten waren vor eineinhalb Wochen hier) freute er sich über unseren Besuch und drückte mir gleich erstmal einen Kuß auf die Wange. Er erzählte uns, dass er sich mit seinem Garten selbst versorgt, Regenwasser sammelt und jeden Samstagabend ins Dorf läuft um Sonntagmorgen in die Kirche zu gehen. Am Abend läuft er dann wieder zurück. Zuerst dachten wir, dass es nicht mehr weit bis zum Krater ist, aber es lagen doch noch fast 3km Weg vor uns. Der Weg wurde immer steiler und auch die großen Lavasteine, Löcher und das nasse Gras machten die Fahrt hinauf zum Krater nicht leichter. Zwei Mal kamen wir fast nicht weiter, aber mit mehreren Anläufen haben wir es fast bis ganz hoch geschafft. Seppel hat das Fahren großen Spaß gemacht, ich hatte manchmal schon ein bißchen Angst. 500m vorm Ziel mußten wir das Auto dann aber doch stehen lassen und den Rest zu Fuß gehen, da wir nicht weiterkamen. “Da Craterman” hat entlang des Weges viele Holzschilder mit Einträgen aus seinem Gästebuch aufgestellt, auch welche aus Deutschland und der Schweiz. Nach einem Fußmarch in Flip Flops über einen rutschigen Waldpfad kamen wir endlich an dem riesigen Krater an. Er ist komplett überwuchert mit Wald und großen Bäumen und wir standen direkt am Rand der fast senkrecht abfallenden Kraterwand. Der Rückweg runter Richtung Dorf war viel leichter und wir kamen gut wieder bei Regina´s Beach Fales an. Hier war die Geburtstagsfeier von Lina´s 81 Jahre altem Vater schon in vollem Gange. Wir sollten auch gleich an der großen Tafel Platz nehmen und uns am Buffet bedienen. Nach viel Essen und noch mehr Geburtstagskuchen wurde die Tanzfläche eröffnet und Lina´s Nichte führte einen traditionellen samoanischen Tanz auf. Auch uns brachten sie die speziellen Tanzbewegungen bei und alle tanzten mit.
Noch vor dem Frühstück am nächsten Morgen zeigte uns Lina das Haus ihrer Eltern, den Garten und die offene Küche mit Uomo-Ofen. Kleine Ferkel und Hühner liefen kreuz und quer durch den Garten. Sogar ein einbeiniges Huhn haben wir gesehen. Lina erklärte uns auch die verschiedenen Früchte und wie sie in der samoanischen Küche Verwendung finden. Danach gingen wir zusammen mit ihren Neffen Frankie und Randy zur Familien-Plantage. Dort bauen sie unter anderem Ananas, Papaya, Bananen, Brotfrucht, samoanische Erdnüsse (mit roter Schale) und Kakao an. Außerdem ernteten sie für uns frische Kokosnüsse und zeigten uns wie man sie schält und dann mit einem großen Messer öffnet. Frische Kokosnüsse sind so lecker! Lina erklärte uns auch wie man die Vorhänge für die Fales aus Palmenblättern flechtet und ich probierte es dann auch mal aus.
Nach über 2 Stunden auf der Plantage bekamen wir unser wohl verdientes Frühstück und danach sprangen wir erstmal ins Meer. Am späten Nachmittag, nachdem wir das Mietauto zurückgebracht hatten, probierten wir dann noch ein traditionelles somoanisches Kanu aus.
Am nächsten Tag fuhren wir wieder zurück nach Upolu. Auf dem Weg zur Fähre machten wir noch einen Zwischenstopp an den Saleaula Lavafeldern. Der Vulkan Mt. Matavanu brach 1905 aus und die Lava floß 6 Jahre lang und zerstörte auf dem Weg bis zur Küste mehrere Dörfer. Heute führt eine Straße über die Lava.
Wir kamen erst abends gegen 7Uhr in Apia bei Aniva an, da wir diesmal die langsame Fähre erwischten und die Taxifahrer auf Samoa extrem langsam unterwegs sind.
Für die nächsten 3 Tage planten wir die Erkundung von Upolu und mieteten uns deshalb wieder ein Auto. Entlang einer schmalen und kurvigen Straße machten wir uns auf in Richtung Fagaloa Bay, wo wir übernachten wollten. Obwohl auf der Straßenkarte eine befestige Straße eingezeichnet war, wurde der Weg immer schlechter und endete schließlich am Ende eines Dorfes. Somit mußten wir umkehren und einen Umweg machen um zur Fagaloa Bay zu gelangen. An der Fagaloa Bay übernachteten wir wieder einmal in einem Fale. Die Akoi Beach Fales liegen aber ziemlich weit entfernt vom nächsten Dorf und wir waren auch die einzigen die dort übernachteten. Am Abend brachte uns Tino das Abendessen vorbei und wir haben uns auch noch ein bisschen mit Lui erzählt. Lui hat nur noch einen Arm und kam die Strasse runter zu uns angehumpelt. Er erzählte uns, dass er vor ein paar Jahren einen schlimmen Unfall an den Sliding Rocks in der Nähe von Apia hatte. Er lag danach 2 Jahre lang im Bett und musste erst wieder laufen lernen. Jeden Tag läuft er die Strecke vom Dorf bis zu den Akoi Beach Fales um zu trainieren. Wir waren schon sehr erschrocken als er uns von seiner traurigen Geschichte erzählte, er war aber glücklich mit seinem Leben und froh darüber wie alles gekommen war. Lui meinte, dass Gott ihm damit etwas sagen wollte.
Da es abends anfing heftig zu regnen und es auch nur so von Mücken wimmelte, hatte wir eine ziemlich unruhige Nacht. Am Morgen holte uns Tino ab und brachte uns zu sich nach Hause. Dort hatte seine Frau schon unser Frühstück vorbereitet. Danach machten wir uns zuerst auf den Weg zu den Piula Cave Pools und danach wollten wir uns am To Sua Trench mit Lina treffen. To Sua Trench ist eine Art Lagune. Eine extrem steile Treppe führt hinunter zu dem kristallklaren Wasser. Da es ein wenig regnete hatte wir die ganze Lagune allein für uns. Später kam noch Lina dazu und wir fuhren dann über Lalomanu, an der Südostspitze der Insel, zu Lina’s Verwandtschaft. Lina’s Nichte Edaly wohnt mit ihrem Mann und 7 Kindern in einem schönen kleinen Haus, in der Nähe von einem See. Sie hatten am Nachmittag gerade ein Rind geschlachtet und Edaly bereitete für uns ein super leckeres Abendessen zu mit frischem Fleisch, Kochbananen, Brotfrucht, Nudeln und frischer Kokosnuß. Danach wollten wir noch zu einen kleinen Laden fahren um Wasser zu kaufen. Leider kamen wir aber nicht weit. Kaum waren wir auf der Straße, kam uns ein Auto auf der Mitte der Straße entgegen und fuhr immer weiter rüber auf unsere Straßenseite. Seppel fuhr schon so weit wie möglich nach links, aber das andere Auto krachte in unsere rechte Seite und fuhr einfach weiter. Zum Glück ist niemandem in unserem Auto etwas passiert. Wir drehten sofort um und fuhren die 100m zurück zu Edaly’s Haus. Ihr Mann sprang ins Auto und fuhr mit Seppel die Straße entlang um das andere Auto zu finden. 2km weiter stand der Unfallverursacher mit kaputtem Reifen am Straßenrand. Er war ziemlich betrunken und hatte auch noch mehrere Personen im Auto. Da niemand ein Telefon dabei hatte, kamen Seppel und Edaly´s Bruder zurück und wir riefen die Polizei. Nach über einer Stunde kamen endlich 3 Polizisten und nahmen unsere Aussagen auf. Danach wollten sie zu dem Unfallverursacher fahren und ihn festnehmen. Am nächsten Morgen sollten wir nach Lalomanu zur Polizei kommen um den Polizeibericht zu bekommen. Hier erfuhren wir, dass sie ihn doch nicht festgenommen hatten, da er seinen Rausch ausschlafen sollte! Die samoanische Polizei ist wirklich unglaublich. Zumal sie nicht mal unsere Personalien kontrolliert und bei dem anderen auch keinen Alkoholtest gemacht hatten. Da unser Auto ziemlich beschädigt war, brachten wir es gleich am Sonntagnachmittag wieder zurück nach Apia. Gemäß Mietvertrag mussten wir aber eine Selbstbeteiligung von umgerechnet 1000 Euro bezahlen.
Die letzten 5 Tage wollten wir entspannter verbringen und fuhren zum Le Vasa Resort. Von dort aus versuchten wir immer wieder die Polizei anzurufen, denn wir wollten ja unser Geld wieder haben. Wir fuhren auch zum Polizeihauptrevier in Apia und trafen dort Matiu, den Unfallverursacher. Er arbeitet zwar als Lehrer an der Nationaluniversität, hat aber angeblich nicht genug Geld um für den Schaden aufzukommen. Matiu hat sich auch nicht mal bei uns entschuldigt. Die Polizei hat uns gesagt, dass sie für finanzielle Angelegenheiten nicht zuständig sind, hat uns aber noch ein paar Tipps gegeben was wir unternehmen könnten. Nach vielen weiteren Anrufen und Emails haben wir eine Nachricht von der Anwältin von Matiu erhalten. Er war bereit für den Schaden aufzukommen und wir unterzeichneten einen entsprechenden Vertrag, in dem er zusicherte die Kosten auf Raten abzuzahlen. Den finanziellen Teil hatten wir zwar geklärt, wir wollten aber trotzdem, dass Matiu noch eine entsprechende Strafe von der Polizei bekommt. Wir haben nämlich gehört, dass auf Samoa immer wieder Unfälle wegen Trunkenheit am Steuer passieren und die Polizei nichts dagegen unternimmt. Deshalb haben wir auch die Universität informiert und wollen auch noch die Zeitung in Samoa kontaktieren. Eventuell können wir damit doch noch etwas bewegen.
Nach dem ganzen Ärger freuten wir uns schon auf die Unterwasserwelt, denn wir hatten hier auch 4 Tauchgänge gebucht. Unsere Erwartungen waren ziemlich hoch, doch leider war es unter Wasser nicht so lebendig und farbenfroh. Vielleicht lag es auch daran, dass wir bereits an den schönsten Orten tauchen waren. Die Abende haben wir im Le Vasa Resort verbracht. Da wir fast die einzigen Gästen waren haben sich Susan, Soraya und Natasha besonders lieb um uns gekümmert.