Salzwüste

Wieder einmal mußten wir früh aus den Federn. Um 4:15 Uhr packten wir unser Gepäck ins Taxi und machten uns auf den Weg zum Flughafen. Unser Flug nach Uyuni ging sogar 20 Minuten früher los. Das hatten wir auch noch nicht erlebt. Bei minus 6 Grad landeten wir gegen 6:00 Uhr und es war einfach nur bitterkalt. Ich zog mir erstmal alle Jacken und Oberteile an, die ich mit hatte. Der Flughafen lag mitten im Nichts an einer schmalen Straße bzw. Staubpiste. Zwei Taxifahrer standen vor dem Ausgang und warteten auf Kundschaft. Wir fuhren mit einem von ihnen den kurzen Weg bis nach Uyuni, einer kleinen ziemlich trostlosen Stadt, gelegen auf 3675m Höhe am Ufer des größten Salzsees der Welt, dem so genannten Salar de Uyuni.
Wir hatten uns hier mit Rune und Kim verabredet um zusammen eine 3-Tagestour zu machen. Da wir früher landeten als geplant, mussten wir die zwei erstmal aus den Federn schmeissen. Dann suchten wir uns einen warmen Platz zum Frühstücken. Zurück am Gästehaus warteten wir auf unseren Guide Willi. Er kam sogar fast pünktlich! Mit dabei war auch Cecilia, unsere Köchin, eine typische Cholita mit langen schwarzen Zöpfen, Melone auf dem Kopf, weitem Rock und natürlich ohne Strümpfe. Wir verstauten unsere Rucksäcke neben Benzinkanister, Gaskocher, Essen und Ersatzreifen auf dem Dach des Jeeps. Als erstes fuhren wir zu einem Eisenbahnfriedhof. Hier rosten alte Lokomotiven und Waggons vor sich hin. Willi und Cecilia konnten leider kein Englisch und unser Spanisch war auch noch stark verbesserungswürdig, aber es klappte trotzdem ganz gut mit der Verständigung.
Salar de Uyuni ist mit mehr als 10.000 Quadratkilometern die größte Salzfläche der Erde und liegt auf einer Höhe von 3653m. Die Salzkruste ist mehrere Meter dick. Zur Regenzeit, wenn das Wasser auf der Salzfläche steht, sieht es aus wie ein riesiger Spiegel. Wir waren zwar zur Trockenzeit hier, aber das war auch total faszinierend. Unendliche weiße Weiten, alles aus Salz. Wir fuhren vorbei an dem kleinen Dorf Colchani, wo das Salz verarbeitet wird, passierten einige kleine Salzpyramiden und sahen ein ehemaliges Salzhotel.
Natürlich machten wir immer wieder Fotostopps. Das Salz knirschte wie Schnee unter unseren Füssen. Über uns strahlte die Sonne vom blauen Himmel, keine einzige Wolke war zu sehen. Es blendete so stark, dass wir froh waren unsere Sonnenbrillen dabei zu haben. Die Salzkruste hatte eine Art Wabenstruktur und es war ein ganz surreales Bild, das sich rings um uns herum in alle Richtungen ausbreitete. Wir fuhren mitten durch diese riesige Salzfläche, der Horizont war kaum zu erkennen, alles sah gleich aus. Die perfekte Kulisse für ein paar witzige Fotos mit optischer Täuschung… Willi kannte sich mit den Fotomotiven natürlich bestens aus und scheute sich auch nicht, sich auf dem Salz-Boden liegend als Fotograf richtig für uns ins Zeug zu legen.
Mitten im Salar de Uyuni liegt die Isla Pescado, eine kleine Vulkaninsel mit mehr als 5000 riesigen über 1000 Jahre alten Kakteen. Wir wanderten bis zum höchsten Punkt der kleinen Insel und schossen wieder jede Menge Bilder. Cecilia bereitete in der Zwischenzeit schonmal das Mittagessen zu und wir brauchten es uns nur noch schmecken zu lassen. Weiter gings über das Salz, das aussah wie Schnee, bis zur Unterkunft für die erste Nacht, die wir am Nachmittag erreichten. Das Haus war komplett aus Salz gebaut, auch Tische, Stühle und sogar die Betten! Wir bezogen unser kleines Zimmer und schauten danach noch ein bisschen die nähere Umgebung an. Das Dorf Atulcha bestand nur aus ein paar ganz einfachen Häusern, vermutlich alle aus Salz, und dazwischen lag eine staubige schmale Strasse. Die Jungs schnappten sich einen Ball aus dem Gästehaus und kickten ein bisschen auf dem kleinen Sportplatz. Kim und ich entdeckten ein paar grasende Vikunjas, die kleinste Kamelart. Die Tiere sind sehr scheu und wir versuchten uns an sie heranzupirschen um sie gut auf die Linse zu bekommen. Das war gar nicht so einfach, weil die Vikunjas uns ganz genau beobachteten. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir noch etwas sportlich mit Basketball, wobei ich bei der dünnen Luft hier oben eher weniger motiviert war als die anderen drei.
Sobald die Sonne hier untergeht wird es richtig kalt. Wir machten es uns deshalb im Gästehaus gemütlich und verbrachten den Abend mit Kartenspielen. Zum Glück hatten wir unterwegs noch eine Flasche Schnaps gekauft um uns damit von innen aufzuwärmen. Es gab nämlich keine Heizung. Im heißen Tee tat der Schnaps deswegen wirklich gut als Schlummertrunk. Cecilia zauberte uns ein leckeres Abendessen und nach einer heißen Dusche fielen wir müde in unser Salzbett.
Am nächsten Morgen stiegen wir wieder in den schon ziemlich verstaubten Jeep. Auf unserem Reiseplan standen mehrere farbige Lagunen. Wir fuhren zunächst über die Salar de Chiguana, eine Salzfläche ähnlich dem Salar de Uyuni, nur viel kleiner. Es gibt hier keine Strassen sondern nur Huckelpisten. Während der Fahrt durch eine nahezu baumlose Landschaft mit unendlicher Weite und ab und zu mal ein paar Hügeln, stopfte sich Willi die ganze Zeit Kokablätter in den Mund. Cecilia nickte auf dem Beifahrersitz immer mal wieder ein. Beide sprachen eigentlich kaum ein Wort miteinander. Wir machten Pause an einem Platz, von dem wir nach ein paar Schritten über Gesteinsbrocken einen tollen Blick auf die Umgebung und die Vulkane nahe der chilenischen Grenze hatten. Dazu eine unglaubliche Ruhe.
Schon an der ersten Lagune, der Laguna Hedionda, sahen wir viele Flamingos. Im Wasser spiegelten sich die Berge und der blaue Himmel. Es war ein wunderschönes Bild und wir schossen wieder jede Menge Fotos. Außer uns waren auch noch etliche andere Touristen hier. Willi parkte neben den anderen Touri-Jeeps und Cecilia bereitete unser Mittagessen zu. Danach gings weiter zur nächsten Lagune mit noch mehr Flamingos. Ich weiß gar nicht mehr wie viele Lagunen wir am Ende des Tages gesehen hatten. Am späten Nachmittag erreichten wir die Laguna Colorada, deren Wasser aufgrund von Algen und bestimmten Mineralien eine rote und weiße Farbe hat. Auch hier stolzierten wieder rosafarbene Flamingos umher. Es pfiff ein richtig kalter Wind hier oben auf fast 4300m ü.M., aber wir genossen den tollen Ausblick auf die wunderschöne Landschaft und die Lagune. Heute Nacht gingen wir ohne Dusche ins Bett, denn das Wasser in der Unterkunft war eiskalt. Nach ein paar Tee mit Schnaps kuschelten wir uns in die dicken Schlafsäcke, aber die Nacht war nur sehr kurz. Im Dunklen und bei gefühlten minus 10 Grad brachen wir auf zum letzten Tag unserer Tour. Die Finger froren uns fast ab und ich hatte mir fast alle Klamotten übereinander gezogen. Aber ich möchte lieber mal nicht über die Temperaturen meckern, Cecilia hatte nämlich nicht mal Strümpfe an, dafür aber 3 Röcke übereinander. Zuerst machten wir einen kurzen Abstecher zum Sol de Mañana auf 4850m über dem Meeresspiegel, wo es Geysire und kochende Schlammlöcher zu sehen gab. Wir hielten uns hier aber nicht lange auf und waren somit kurz nach Sonnenaufgang die ersten, die in den heißen Quellen ein schönes Bad nehmen konnten. Um uns herum dampfte es überall und die Sonne strahlte schon hell. Ich hatte vorher überlegt, ob ich überhaupt in das heiße Wasser gehen sollte, aus Angst, dass es hinterher umso kälter wird. Aber das war es dann zum Glück gar nicht. Es war einfach nur toll! Frisch gebadet gabs erstmal Frühstück und der heiße Pool füllte sich dann auch ganz schnell mit lauten, feier- und trinklustigen Touristen. Zum Glück waren wir die ersten gewesen und konnten die spezielle Atmosphäre ganz in Ruhe geniessen. Als nächstes erwartete uns die Laguna Verde, eine grüne Lagune auf 4400m am Fuß des 5930m hohen Vulkans Licancabur. Die Farbe des Sees wechselt mit dem Wind. Leider war es windstill und somit war der See nicht besonders grün sondern eher grau. Willi chauffierte uns sicher über Stock und Stein, wir passierten ein paar kleine Dörfer und sahen immer wieder Lamas und ihre kleinen Verwandten, die Vikunjas. Ihre Besitzer kennzeichnen die Lamas mittels bunter Schleifen an den Ohren. Mittlerweile war nicht nur das Auto und unser Gepäck sondern auch wir alle von einer dicken Staubschicht überzogen. Gegen Nachmittag waren wir wieder in Uyuni und hatten noch Zeit für ein Abschiedsessen mit Kim und Rune bevor unser Flug zurück nach La Paz ging.